Fünf Tage, 500 Kilometer, 3.700 Höhenmeter, 30 Stunden auf dem Sattel. Ein ehemaliger Traum ging in Erfüllung. Haben sich die Anstrengungen gelohnt? Und was kommt nun?
Ich sitze in der Bahn. Die Beine noch schwer, der Kopf voller Bilder, das Rad neben mir angelehnt (oder auch mal drei Wagons weiter) als wäre es genauso erschöpft wie ich. Fünf Tage, 500 Kilometer, einmal durch halb Deutschland. Von Brühl nach Jestetten. Jetzt geht es zurück – allerdings nicht auf zwei Rädern, sondern mit Regionalbahnen und ICEs, die öfter Halt machen, als ich mir Pausen gegönnt habe.
Während ich auf den nächsten Anschluss warte, spüre ich noch die letzten Anstiege in den Waden. Der erste Tage lief leicht, fast spielerisch. Bereits der zweite war die Hölle, kurz vor dem Aufgeben, aber jede Etappe war ein eigenes kleines Abenteuer. Gegenwind, Höhenmeter, Hunger – aber auch endlose Straßen, auf denen das Rad und ich im perfekten Rhythmus liefen.


Die schönsten Momente? Die unerwarteten. Eine kleine Bäckerei mit der besten Apfeltasche, eine Nebenstraße, die plötzlich zum Traumstück wurde, ein freundlicher Döner-Mann, bei dem ich meine Flaschen auffüllen konnte.
Die härtesten? Nun ja, da wären einige: der Moment, wenn der letzte Anstieg doch nicht der letzte war. Oder wenn die Strecke länger wurde, weil ich meinte, eine Abkürzung gefunden zu haben.
Jetzt rolle ich durch Bahnhöfe statt über Straßen, das Abenteuer liegt hinter mir – und doch bin ich mir sicher: Die nächste Tour kommt. Vielleicht schneller, als meine Beine es sich wünschen.

Etwas dabei gelernt?
Jede Tour ist ein Lehrmeister – und diese 500 Kilometer haben mir einige Lektionen mitgegeben. Zum Beispiel, dass ich viel zu viel mitgeschleppt habe. Klar, man will vorbereitet sein, aber zwei zusätzliche Shirts haben mir genau gar nichts gebracht, außer mehr Gewicht. Beim nächsten Mal wird minimalistischer gepackt – weniger Klamotten, dafür bessere. Und die müssen in anderen Taschen untergebracht werden.
Apropos besser: meine verrückte Kombi aus Shirt, Jacke, Windjacke, Beinwärmer und und und war eher nicht ideal. Zu oft hab ich Schichten aus und angezogen, statt einfach morgens warm zu starten und dann kurze Hose mit Jersey- fertig. Und wenn wir schon dabei sind – mehr Essen! Ich dachte, ich hätte genug eingeplant, aber der kleine Hunger kam trotzdem schneller als erwartet. Mehr Snacks, mehr Kalorien, mehr Rettungsriegel für die Momente, in denen die Beine plötzlich streiken.
Aber das Wichtigste? Entspannter rangehen. Weniger Gedanken über die perfekte Route, mehr Spielraum für spontane Abstecher.